- Etymologisch: „sinnen“: nachdenken, seine Gedanken auf etwas richten, Einsicht haben, meinen, eine Richtung nehmen (Orientierungssinn, Uhrzeigersinn)
Fähigkeit, Reize zu empfinden („mit allen Sinnen“), geistiger Inhalt z. B. eines Textes (Bedeutung)
Empfinden Gang /Reise / Trachten nach /Weg / wahrnehmen (sinnlich)
Einen Sinn/ Neigung für etwas haben
Im Sinn haben, beabsichtigen
Beide Bedeutungen sind miteinander verwandt. - In der Moderne in 2 Dimensionen aufgespalten:
Sinn des Lebens: Gesamtdeutung, kosmisch, universal, religiös (über-sinnlich)
Sinn im Leben: persönliche Erfahrung von Sinn, die einer Sache/ Handlung/ Erfahrung beigelegte Bedeutung/ Bedeutsamkeit - Solange Sinn erlebt wird (die Dinge sich für mich passend fügen), fragt man nicht nach S.
Sinnkrise: Bruch im Kontinuitätserleben
Sinnerfüllung: sein Leben als kohärent/ bedeutsam/ zielgerichtet/ zugehörig empfinden
Religiös: Sinn nicht nur als „Passung“/ Erfüllung, sondern als „Verheißung“: in der richtigen Richtung, auch wenn Unpassendes/ Sinnloses dazugehört; die Richtung/ das Ziel stimmt, auch wenn der Weg durch sinnlose Erfahrungen führt.
Sinn wird nicht nur gegeben/ konstruiert, sondern auch empfangen: der Mensch setzt Sinnentwürfe in die Welt – und muss warten, wie die Wirklichkeit darauf „antwortet“
„Sinnsuche“ (als Inhalt von „Spiritualität“): zu rational, als ob Sinn als befriedigende Passung/ Antwort gefunden werden müsste (Was hat die Krankheit selbst für einen Sinn). Sinnsuche suggeriert, dass ein Sinn prinzipiell konkret fassbar und durch Gedankenarbeit gefunden werden könnte. - Dreifache Perspektive
- Die persönlich als stimmig erfahrene Wirklichkeit (die ist nicht weg, auch wenn nicht in jedem Augenblick zugänglich)
- Sinn als Richtung/ Ziel/ die große Linie. Oft erst im Rückblick, wenn man Schweres integrieren, Negatives verkraften konnte („es ist ein Wunder, dass Sie das Leben so halten können/ konnten…“) – Auch um eines höheren Zieles willen einen Weg gehen.
- Sinn im Ganzen – von daher sein Leben deuten/ verstehen. Sinn nicht nur aus mir heraus geben, nicht jedem Einzelereignis/ jedem Fragment, sondern Vertrauen in größeren Zusammenhang, den ich nicht überblicke/ nicht von mir aus einlösen/ verantworten kann.
Daher : Sinn als Gesamtstimmigkeit
Deutung der Religion: diese Art von Sinn nehmen wir dauernd in Anspruch (implizit), sonst könnten wir nicht existieren (denn es gibt ständig Sinnloses …)
Spirituelle Perspektive: Sinn speist sich aus höheren oder tieferen Bedeutungen als das Subjekt aus sich allein haben/ entwerfen kann.
- Tatjana Schnell: Wie Menschen Sinn geben/ Sinn finden
Durch persönlichen Mythos: Biografie/ Erzählung/ Rückblick/ Deutung
Persönliche Rituale: Verhaltensweisen, die in ihrer Bedeutung über sich hinaus weisen
Transzendenzerfahrungen: Überschreiten des Alltäglichen: das/ den Andren erfahren; Grenzerfahrungen im Äußeren/im Inneren - Sinn in der Begegnungspraxis (z. B. Seelsorge)
Über Identität/ Lebenserzählungen/ „symbolic listening“ (Sinn implizit)
Der „Sinn des Lebens“ eines Menschen wird durch Begleitung/ Verstehen/ symbolische Erschließung interpretiert.