Palliativmedizin versus Euthanasie? Prinzip: „und – und“
Die Frage nach ass. Suizid kommt nicht nur von unerträglichen physischen Schmerzen! Aber es gilt auch: Nicht alle körperlichen Schmerzen sind palliativmedizinisch beherrschbar. Es gibt die Möglichkeit der palliativen Sedierung.
Ebenen der Wahrnehmung und „Analyse“ für die Begleitperson: 4 Ebenen des Hörens.
- Sachebene / Faktenebene: körperliche Schmerzen, Atemnot, drohende Bewegungsunfähigkeit, sich verschlimmernde Lage, Medizin am Ende …Innere Frage des Begleiters: Sitzt es auf dieser Ebene? Ist das das Hauptproblem?
- Emotionale Ebene: Z. B. Angst (wovor?) Was sind Ihre Ängste, Befürchtungen, Sorgen? Z. B. drohende Luftnot, Erbrechen. Stolz, Hilflosigkeit, Wut, Trauer, Scham, Ungenügend-sein, Erschöpfung, Überforderung, Schuldgefühle …Innere Frage: Ist das das Hauptmotiv? „Was ist Ihre Vorstellung, was schlimmstenfalls passieren könnte?“ Arzt: „Wir helfen Ihnen, dass das nicht …“
- Identitätsebene: „Ich bin nicht mehr die, die ich einmal war.“ (z.B. sehr selbständig, autonom, stattliche Person, dass mein Mann mich nicht mehr akzeptiert, meine Enkel mich so sehen, dass ich zur Last falle, das alles viel Geld kostet, wir nicht abgesichert sind, vor Schmerzen erschöpft, von der ganzen Krankheit erschöpft … )Innere Frage: Ist das das Motiv? Z. B. Autonomie-Vorstellung, wieweit geht die Autonomie? Selbstwert-Verständnis, Identitäts-Verständnis: Welcher Mensch möchte er/sie sein durch diesen Schritt? Z. B. Was würde es für Ihre Familiensaga bedeuten, wenn Sie es täten? Angehörige mitbetroffen; spätere Trauer der Angehörigen mitbetroffen; bei Konsens in der Familie anders als wenn einsame Entscheidung.
- Spirituelle Ebene: Was ist für Sie ein gutes Sterben? Was ist Ihr Bild vom Leben? Gibt es für Sie eine höchste Instanz, eine höchste Macht, vor der Sie sich verantworten wollen? Was ist das Höchste/Heiligste, an das Sie glauben? Was sagt Gott wohl zu diesem Schritt? Was wäre die Lehre für Ihre Kinder / Enkel daraus? Schuldgefühle – vor wem?
Aufgabe und Einstellung des Seelsorgers: Offener Respekt. Den Patienten in seinen Gefühlen, Gedanken Einstellungen wertschätzen. Existenziell freigeben, „Ich sehe, dass das aus Ihrer Sicht verständlich ist“, sonst versteift sich der Patient und kommt nicht auf eine tiefere / höhere Ebene! Er bleibt z. B. auf der emotionalen Ebene und kommt nicht zur spirituellen Tiefe. Gibt es ein anderes höheres Gut, das zu beachten ist?
Aufgabe: Auf den vier Ebenen erschließen und begleiten, auch wenn der Patient den Schritt entschlossen geht.
„Ich respektiere Ihren Wunsch, möchte Ihnen aber noch zu bedenken geben … , wie denken Sie über … ?“ Dem Patienten Raum für innere Überlegungen geben: inneren Dialog ermöglichen. Wenn Ass. Suizid gleich mit Tabu belegt wird, entsteht keine ethische und keine Gewissensentscheidung.
„Wie können wir Sie respektieren und den Weg am besten mit Ihnen gestalten? Kann ich Ihnen helfen, noch etwas zu regeln, etwas abzuschließen? Was kann ich Ihnen auf diese Reise mitgeben? Was wäre für Sie ein Segen?“
Der assistierte Suizid ist keine „Todsünde“, sondern eine Gewissensfrage, eine der nicht glatt auflösbaren Fragen der heutigen Zeit, weil Fragen um Leben /Sterben /Tod zu komplex geworden sind.
Frage an die „Gesellschaft“: sind es nicht oft die Gesunden, die das Unverfügbare, Unkontrollierbare nicht aushalten und mehrheitlich bei Umfragen für die Freigabe stimmen?
Ärzte, Pflegende dürfen nicht genötigt / gezwungen werden, zu assistieren. Auch ihre Spiritualität ist zu respektieren. Es geht auch um das Menschheits-Gewissen /Weltgewissen (in Menschheit, Kultur, Religion, Spritualität, Transzendenz aufbewahrt).